Mittwoch, 11. Juni 2014

…ÜBER das Älter werden der Eltern

Neulich sagte meine Mama zu mir : " Kind, ich werde alt ". Ich belächelte sie und sagte, "du trägst deinen Korb trotzdem selbst " und ging weiter. Doch der Knoten der in meiner Brust ein wenig drückte, erwähnte ich nicht.

Auf dem Weg nach Hause, musste ich viel daran denken und sie hatte recht. Sie war alt geworden. Versteht mich nicht falsch , sie sieht nicht aus wie eine Oma oder bewegt sich wie eine achtzig Jährige, aber mit Mitte fünfzig gehört man nun mal nicht mehr zu den ganz jungen Hüpfern und das sieht man ihr mittlerweile auch ein wenig an. Die blonden Haare sind nicht mehr ganz blond, zarte graue Haare haben sich unter die jünger aussehenden Haare gemischt. Ihre Haut ist nicht mehr ganz makellos, leichte Falten zieren ihr wunderschönes Gesicht und auch die Schwerkraft lässt bei ihr ein wenig nach. Der einst so stramme Hintern, hängt nun ein wenig und auch ein minimaler, kleiner Bauchansatz zeigt sich bei meiner Mama. Außerdem kommt sie mir ein wenig kleiner vor. Nicht viel, aber doch das es auffällt. 

Natürlich ist sie trotz alledem wunder, wunderschön. Doch es war nicht zu übersehen , meine Mama alterte, zwar in aller Ruhe aber auch an ihr ging der Kelch nicht vorbei. 

Als junger Mensch, machte ich mir nie Gedanken, darum wie es sein könnte, wenn Mama oder Papa nicht mehr da sein sollte, warum denn auch - sie waren doch schließlich so jung. Doch heute betrachte ich das ganze ein wenig anders, ja es nimmt mir fast die Luft zu atmen, alleine der Gedanke das meine Mama älter wird raubt mir den Verstand. Das ich irgendwann nicht mehr mit ihr durch den Garten toben kann, sie überall mit hinschleppen kann und und und macht mich zu tiefst betrübt. 

Mami und ich =) 
Zu Hause angekommen, schaute ich mir ein Bild von Mami und mir an. Ich lag auf ihrem Bauch und sie war ein wenig älter als ich es jetzt gerade bin. Es fühlt sich komisch an, ich bin nun fast dreißig und wenn ich darüber nachdenke, wenn sie 85 Jahre alt werden sollte, hat sie quasi nun noch mal mein ganzes Leben vor sich. Auch das hätte ich, als junger Mensch sehr begrüßt, doch auch mir ist aufgefallen das die Zeit rennt, ja sie rennt nicht nur sie zerfließt förmlich. Die Tage ziehen nur so an einem vorbei, zack hat man Geburtstag , zack ist das Jahr auch schon wieder vorbei, zack da ist wieder der Geburtstag. Es geht alles so schnell, auch die Zeit um mich herum verändert sich so schnell, dass man kaum noch Zeit hat den Moment zu leben und vor allem zu genießen. 

Ernüchterung stellt sich ein, 30 Jahre ist nichts und wenn mir die Zeit so schnell vorkommt, kommt sie meinen Eltern denn noch schneller vor ? Sind es quasi nur noch 15 Jahre, in meinen Jahren, weil ihre Uhr sich noch schneller zu drehen scheint als meine ? Ich werde, dass bei Gelegenheit meine Mutter mal fragen müssen. Bevor mich das alles noch verrückt macht.

Die Angst vor dem älter werden habe ich nicht bei mir selbst, ich habe Angst krank zu werden, aber echte Angst alt zu werden habe ich nicht. Doch wie geht es meiner Mama, merkt sie selbst , dass ihre Haut nicht mehr so jung aussieht ? Merkt sie selbst , dass ihr Hintern nicht mehr hart wie Beton ist ? Und wie fühlt sich das für sie an ? Alles Fragen, auf die ich noch nie eine Antwort bekommen habe, weil ich sie nie gestellt habe und warum ? Weil es mir nie wirklich aufgefallen ist. Vielleicht auch, weil ich die Augen davor verschlossen habe. 

Zurück zu meinem Knoten im Bauch. Er ist da und er drückt, ja er drückt sogar sehr beim Gedanken , dass meine Eltern irgendwann nicht mehr da sein könnten. Der Gedanke, dass mir die Elterliche Liebe fehlen könnte macht mich traurig, aber der Gedanke, dass ich meine Mama- und -Papa- Liebe nun niemanden mehr schenken kann macht mich schier fertig. Diese Liebe ist speziell, einmalig und absolut bedingungslos! Wohin soll ich mit dieser ganzen Liebe eines Tages , wohin nur ? 

Ich sollte versuchen, die nächsten dreißig oder sogar hoffentlich vierzig Jahre mit meinen Eltern zu genießen und ihnen vor allem auch diese Liebe zeigen, nein ich sollte sie darin ersticken, damit sie jeden Tag wissen wie wichtig sie mir sind.  Ich habe furchtbare Angst, den beiden das nie gut genug gezeigt zu haben und am Ende zu sagen:" hätte ich mich mal mehr drum bemüht". Das darf nicht passieren, auf keinen Fall ! Ich will am Ende meine Liebe gegeben haben und auf eine tolle Zeit zurückblicken können. 

Genießt die Zeit mit euren Eltern, auch wenn sie manchmal nerven, weil sie wieder nicht wissen wie das iPpad angeht , ihr habt nur diese einen Eltern. Zeigt ihnen wieviel sie euch bedeuten, nicht nur wenn sie krank sind oder euch bei eurem Hausbau geholfen haben, sondern jeden verdammten Tag! 



Ich danke für´s lesen, eure 

Steffi =) 

9 Kommentare:

  1. So ein schöner Beitrag! Hab bei mir auch einen für meine Mama geschrieben... Ich will auch nicht daran denken, dass meine Eltern mal nicht mehr da sind... (Allerdings sind meine Eltern erheblich älter, da ist die Angst natürlich immer präsent) Ich muss deine Mutti beglückwünschen, dass sie eine Tochter wie Dich hat. Zwischen den Zeilen seh ich ganz ganz viel Liebe!
    Liebe Grüße
    Domi (domiblanche.blogspot.com)

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  2. Ich glaube, wir und unsere Eltern sind ungefähr gleich alt und dass meine Eltern irgendwann nicht mehr da sein könnten, ist ein Gedanke, den ich meist ganz weit weg schiebe, weil die Vorstellung so schlimm ist.
    Ich glaube, wir sollten mit allen unseren lieben Menschen jeden Moment nutzen. Oder auch generell jeden Moment. Das klingt immer so pathetisch, aber unsere Zeit ist nun mal tatsächlich begrenzt. Wir sind nicht ewig hier.

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    1. da hast du recht =( . leider, lässt es unser hektischer alltag oft nicht zu uns auf sowas zu konzentrieren, stattdessen arbeiten wir uns tot, sind ständig im stress und machen uns um andere sachen gedanken =(

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  3. Glaub mir, mit Mitte 50 fühlt man sich heute noch nicht alt, egal, ob da ein graues Haar mehr oder weniger ist. ;-)

    Aber die Vorstellung, dass die Eltern irgendwann nicht mehr da sind, ist furchtbar, könnte ich auch immer sofort los weinen bei dem Gedanken. :-(

    Liebe Grüße,
    Moppi

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  4. Liebe Steffi, ich kann deine Gedanken und Ängste voll und ganz nachvollziehen ! Die Eltern sind das allerwichtigste was man hat in seinem Leben. Diese ganz spezielle Liebe lässt sich durch nichts ersetzen. Ich habe vor 5 Jahren meine Mutter und vor einem knappen Jahr meinen Vater durch schwere Krankheiten verloren. Ich vermisse sie wahnsinnig! Die Trauer wird auch nie verschwinden, jedoch habe ich gelernt damit zu leben. Ich wünsche dir von ganzem Herzen dass du noch viele, viele Jahre mit deinen Eltern verbringen darfst.

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    1. sowas tut mir immer leid =( . ich denke auch , dass dieses loch im herzen dann nie wieder zu geht und es bestimmt ewig braucht bis man einigermaßen drüber hinweg ist =(((

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  5. Ich habe mit 13 meine Mutter schon verloren bin zwar jetzt erst 14 aber wenn ich dran denke das ich meinen Vater noch verlieren werde da werde ich schon sehr traurig :/

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  6. Das wichtigste was man den Eltern geben kann...Zeit mit ihnen verbringen.Gespräche mit ihnen führen ...sie erzählen gerne wie es früher war und ich staune jedesmal wieder wie wenig ich von meiner Mutter weiß ...ich bin mittlerweile 60 Jahre alt und meine Mutter ist 87 Jahre alt .Erst jetzt erzählt sie aus ihrer Jugend und öffnet sich ...es sind immer wieder schöne Momente wenn wir uns treffen ...sie bedankt sich jedesmal bei mir das ich Zeit mit ihr verbringe und ich sage ihr wie schön der Nachmittag war...es stimmt ,manchmal ist es auch anstrengend , vor allem wenn die Zeit drängt , doch dann denke ich auch , für sie und auch für mich zählt jedes Jahr und wir sollten die Zeit nutzen und einfach gemeinsam genießen .

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  7. seit ich selber mama geworden bin (mit 31, letztes jahr im februar) denke ich: was ist in 31 jahren, wenn meine kleine so alt ist, wie ich jetzt. im grunde sind es gar nicht so viele jahre. werde ich noch "da" sein...
    mein papa ist mit 77 anfang diesen jahres gestorben. bis dahin habe ich zwar öfters (und seit der geburt meiner kleinen eh) ans sterben gedacht. das leben wirkt so unendlich.. der tod so weit weg..
    mein papa war für mich immer irgendwie "alt", meine mama ist einige jahre jünger als er und so sah ich meinen papa halt "alt". ich wollte immer spät selber mama werden und hatte immer angst, das wenn es so weit ist, er nicht mehr "da" ist.. ich bin froh das er fast das erste jahr meiner kleinen mehr oder minder mitbekommen hat (er litt an demenz).. aber das dass leben nicht UNendlich ist.. das trifft einen mitten in die fresse.
    seinen papa verlieren ist so unglaublich hart.. und mir graut es jetzt schon, wenn meine mama irgendwann stirbt.ich habe meinen papa zu grabe getragen (in einer urne).. und begriffen habe ich es dennoch nicht, das er weg ist.. oft will ich zum tele greifen.. und dann sehe ich sein bild in der ventrine und seufze.. sage ihm das ich ihn vermisse und lieb habe.. :(

    was mir etwas geholfen hat "den himmel gibts echt" ein wirklich tolles buch.

    deine worte, das man es genießen soll, seine eltern zu haben kann ich nur zustimmen ♥ man solte es wirklich und ich bin unendlich froh, das wir einige tage ehe er ging, bei ihm waren. das er mit meiner tochter gesungen hat, das wir ihm seine lieblingstorte mit gebracht haben.. es ist jetzt 4 1/2 monate her - die erste woche war am schilmmsten.. aber wenn man selber mama ist, muss man stark sein und weiter leben..

    der sinn des lebens ist leben

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