Samstag, 27. Juni 2015

ÜBER...GESCHWISTERLIEBE

Neulich war ich in Lübeck bei meiner Tante. Sie sagte mir, dass ich doch bitte mal öfters eine "Kolumne" schreiben müsste, da sie diese so gerne immer gelesen hat.

Seit ich wieder YouTube- Videos drehe, sage ich meistens das was ich hier auf dem Blog geschrieben hätte und ich finde es so angenehmer mit euch zu interagieren. Oftmals ist es bei mir am Tagesende, dass ich ein Thema anstoße das mich zum nachdenken und grübeln bringt. Obwohl mir auch das schreiben liegt, habe ich einfach oftmals alles schon "gesagt". Falls ihr also gerne etwas über das normale Leben hört, schaut ruhig mal rum.

Naja, hiermit möchte ich den Wunsch meiner Tante erfüllen, mal wieder was zu schreiben.

Ich sah heute ein Video einer YouTuberin die ihre Tochter zeigte. Aus den Jahren die ich diese YouTuberin verfolge, weiss ich das sie nur dieses eine Kind hat. Plötzlich fragte ich mich, wie wäre mein Leben ohne Schwester? (Falls ihr mich und mein Leben gar nicht kennt, ich habe eine 4 Jahre jüngere Schwester)

Alle die Geschwister haben werden nun wahrscheinlich im ersten Moment schreien: "WUNDERBAR, FANTASTISCH, SO VIEL ANGENEHMER, TOLL, STRESSFREI und vor allem RUHIG".  Als Kind hätte ich auch so geantwortet und heute würde ich das vielleicht sagen, doch wäre ich dieser Mensch der ich heute wäre wenn Andrea nicht gewesen wäre?

Die Beziehung zu meiner Schwester ist die langlebigste und intensivste Beziehung die ich in meinem Leben führe. Natürlich habe ich einen Freund, eine Mutter, einen Vater, eine beste Freundin, eine mega tolle Kollegin die sich immer um mich bemüht, aber ich habe zu keinem dieser Menschen diese Verbindung wie zu meiner kleinen Schwester. Ich habe wahrscheinlich mit keinem Menschen auf dieser Welt mehr Zeit verbracht, als mit ihr. Ich kenne Andrea wie meine Westentasche, ich kenne sie quasi mein Lebenlang. Ich sehe wenn sie traurig ist, ich sehe wenn sie mir einen Streich spielen will und ich sehe wenn sie mich versucht anzuschwindeln. 

Meine Schwester ist schon mein ganzes Leben, mein tiefster Mitbeschwörer, mein Vorbild, mein Beschützer, mein Mittäter, mein Lachgefährte und mein mutiges ich. Ich habe soviel von ihr gelernt, auch wenn sie die kleinerer war.

Sie hat mich manchmal zur Weißglut gebracht und ich musste lernen damit umzugehen. Ich musste lernen wie ich einigermaßen friedlich mit einem Menschen umgehe, auch wenn er mir tierisch auf den Keks geht. Ich musste lernen zu teilen, zu geben, zu nehmen, auch mal nein zusagen, zu trösten, für einen anderen Menschen zu lügen, zu verteidigen, jemanden anders zu akzeptieren, geduldig zu sein, das Menschen in manchen Dingen einfach besser sind als ich, Dinge zu tun auf die ich gerade keine Lust habe und wie ich mich am besten vor ihr verstecke.

Natürlich gab und gibt es bei uns auch Streit. Doch ich kann mich an keinen Streit erinnern, der einen echten Schaden in unsere Beziehung hinterlassen hat. Wir streiten nicht oft, wenn dann aber immer sehr intensiv, sehr aggressiv und auf der untersten Gürtellinie. Doch länger als ein paar Tage ist nie Funkstille. Egal wie sauer ich bin, wenn sie vor meiner Tür steht spüre ich dieses tiefe Band mit Schleife, dass um uns herumliegt. Es ist so tief und festverbunden, dass ich sie schon nach wenigen Tagen total vermisse und ich durchdrehe wenn mal was mit ihr ist. Der Gedanke, dass sie irgendwann nicht mehr in meinem Leben dasein könnte macht mich mehr als fertig und ist für mich unvorstellbar!

Unser Band ist so tief verwurzelt, wahrscheinlich weil meine Eltern immer viel gearbeitet haben um uns Kindern viel bieten zu können. Ich verbrachte wahrscheinlich am meisten Zeit mit Andrea und sowie sie mir vieles fürs Leben mitgab, gab ich ihr wahrscheinlich auch viel für ihr Leben mit. Ich war oft ihr Ansprechpartner, ich machte oft mit ihr Hausaufgaben und als Teenager sagte sie immer das ich auch ein bisschen wie ihre Mama bin. Meine Eltern haben sich tadellos um uns gekümmert, aber damals war es üblich das Geschwister aufeinander aufpassen mussten, da Eltern einfach gearbeitet haben und es diese Möglichkeiten wie Ganztagsschule etc. hier so (zum Glück) noch nicht gab. Auch dadurch haben wir beide viel gelernt. Meine Papa meinte immer, dass es nichts wichtigeres geben sollte als meine Schwester. Damit hat er auch irgendwie recht gehabt und das habe ich mir immer sehr zum Herzen genommen.

Ich gehe sogar noch weiter, unser Band ist so gefestigt und stabil, stark und ausgewachsen das ich sie verstehe ohne das wir beiden auch nur ein Wort wechseln. Wir schauen uns an und wissen was der andere denkt oder fühlt. Wenn das passiert, ist dieser Moment immer magisch. Es fühlt sich gut an, einen Menschen ohne Worte verstehen zu können. Es gibt ein unfassbar gutes Gefühl, vor allem von Vertrauen. Was gibt es schöneres als zu wissen, dass man einen anderen Menschen blind vertrauen kann?

Kein Mensch beschützt mich so, wie meine Schwester es tut. Durch viele Erlebnisse in meinem Leben und auch in Andreas Leben kann ich sagen, dass uns schlimme und schlechte Zeiten nur noch mehr Verbunden haben. Umso dunkler die Stunden, um so heller unsere Freundschaft. Auch wenn wir grundverschieden denken und auch handeln, Einstellungen zum Leben haben ist Andrea meistens die Person die für mich in solchen Momenten ausschlaggebend ist. Durch ihre andere Denkweise hat sich für mich manche Situationen erträglicher gemacht oder sie in ein anderes Licht gerückt.

Wenn ich an die Zukunft denke, sehe ich Andrea und mich mit einem Rollator durch die Gegend eiern. Wir sehen aus wie heute, nur in faltig und unsere Haut ist nicht mehr so fest.Vielleicht tragen wir ein Gebiss oder ein Hörgerät, aber für mich wird sie immer mein kleines Mädchen bleiben. Ich sehe diese tiefe und einzigartige Freundschaft und ich sehe einen Menschen auf den ich mich immer verlassen kann. Ich sehe einen Menschen mit dem ich mein ganzes Leben geteilt habe, schwere Stunden aber auch helles Licht gesehen habe. Ich sehe einen Menschen, der für mich dasein wird. Solange es sie und mich gibt, werd ich niemals alleine sein. Alleine dieser Gedanke macht das älter werden und auch Ängste vor der Zukunft  soviel einfacher, erträglicher und auch schöner.

Um auf die Frage zurückzukommen, nein ich wäre nicht der Mensch der ich heute wäre ohne Andrea. Ich wäre bestimmt kein schlechter Mensch oder ein viel besserer Mensch geworden, aber ich wäre eben nicht dieser Mensch der ich heute bin und dafür denke ich dir Süly...

Liebe Bärbel, ich hoffe du bist zufrieden?

Ich wünsche euch allen noch einen Geschwisterreichentag,

eure Steffi

Mittwoch, 3. September 2014

...ÜBER einsame Eltern

Meine Schwester zieht diese Woche aus. Nun werden einige denken, dies ist nichts ungewöhnliches aber sie ist das letzte Kind im Elternhaus und auch ein wenig unser Nesthäckchen.

Meine Eltern haben ein großes Haus, im Haus ist sogar noch eine extra Wohnung für uns Kinder. Zuerst hauste ich in dieser Wohnung und nachdem ich schweren Herzens mein Elternhaus verlassen hatte, zog meine Schwester in diese.

Schon bei meinem Auszug hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich Mami "alleine lassen" musste. Ich war schon immer ein Mamakind und mir fiel der Auszug wirklich schwer. Es fiel mir nicht schwer meine "Kinderstube" zu räumen, aber es fiel mir unfassbar schwer mich von meinen Eltern und vor allem meiner Mama zu verabschieden. Ach, es ist untertrieben, es brach mir das Herz. Sie und ich waren sogar so überfordert mit dieser Situation, dass wir uns ständig zofften und uns quasi im Streit verabschiedet haben. 


Doch trotz alledem habe ich immer gewusst, dass beide nicht alleine in diesem großen Haus wohnen, sie haben schließlich noch eine Tochter die bei ihnen wohnt. Sie ist die lautere von uns beiden, die etwas unorganisiertere, es würde vielleicht nicht wirklich auffallen wenn mein Chaos fehlte. Der Stein in meinem Magen konnte also wieder ein wenig zusammenschrumpfen. Meine Eltern brauchen noch keine Hilfe oder so, es ging mir einfach darum das noch jemand da ist und man sich nicht so alleine fühlt und das beide Seiten ein Auge aufeinander werfen. Noch heute erzählt Mutti mir, wie sehr sie die Zeit vermisst in der ich noch da war. Das macht mich oft traurig und ich fühle mich dann immer ein wenig schlecht.


Schon vor einem halben Jahr bekundete meine Schwester plötzlich immer mal wieder das sie ausziehen möchte. Immer wieder versuchte ich ihr dies auszureden."Mensch, dass ist doch viel zu teuer, ach eine passende Wohnung zu finden ist schwer",oder auch gut:"Ich würde mir erstmal ein Auto kaufen". Ja, ich ging sogar noch einen Schritt weiter und sagte ihr: "Du kannst Mama und Papa nicht alleine lassen"!  Fragt mich nicht wieso , aber dieses Argument zog auch bei ihr am längsten. Wie egoistisch von mir, schließlich hatte ich die beiden auch "verlassen".

Nun ist es so, dass meine Schwester spontan (wirklich sehr spontan) eine passende Bude gefunden hat. Sie stand also vor meiner Tür und verkündete : "Ich habe eine Wohnung gefunden". Eiskaltes entsetzten erschauerte mich, der Stein in meinem Bauch hatte unerwartet schwere angenommen. Die einzige Frage die ich vorwurfsvoll stellte: "Was ist dann mit Mama"? 

Und seit diesem Tag lässt es mich wirklich nicht in Ruhe, dieses unfassbare Gefühl, dass meine Eltern nun alleine sein werden. Wahrscheinlich feiern sie nun jeden Abend eine Party und ich mach mir hier so einen Kopf.  

Ich habe auf irgendeine Art und weise das Gefühl meine Eltern im Stich gelassen zu haben, obwohl es natürlich ganz normal ist das man das Elternhaus in 95 % der Fällen ( RTL zeigt ja ab und zu die Ausnahmen) als Kind verlässt. Wie wird es sein, wenn diese gewisse Stille im Haus ist? Wie wird es sein einen Teller weniger auf den Tisch zu stellen? Wie wird es sein Andreas 65 Tonnen Klamotten nicht mehr einzusammeln? Ich weiß es nicht, aber leicht ist es bestimmt nicht, vor allem in der ersten Zeit . 

Zudem zieht meine Schwester in die Wohnung unter mir. Fühlt sich meine Mama vielleicht sogar durch mich verraten, weil ich ihr Kind nun zu mir quasi zieht. Mich freut das, ich bin ja unfassbar mit ihr verbunden, aber da ist wieder dieser Stein in meinem Bauch, der mir sagt das andere deswegen bestimmt traurig sind . 

Doch auch wenn mich der Gedanke auffrisst, sollte ich dankbar sein. Mir ist es scheinbar nicht egal was um mich herum geschieht und wie es den Menschen geht die ich liebe. Außerdem haben wir das große Glück quasi auf einem Haufen zu wohnen und uns zu dem wirklich in der meisten zeit gut verstehen . 

Man darf sich nur nicht aus den Augen verlieren und muss seine Beziehung ein bisschen anders pflegen.
Für uns alle beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Meine Eltern haben ihre ruhe (vielleicht einen Hauch zu viel) und ich habe meine kleine Schwester unter mir (vielleicht einen Hauch zu nah ) und doch werden wir , auch wenn es anfangs komisch ist wieder zusammen wachsen, auch wenn man uns jetzt alle auf dem Klingelschild zerrissen hat .... 


Danke für´s lesen , euch noch einen unumzugsreichen Tag 

Eure Steffi =)

(geschrieben Anfang Juli) 

Dienstag, 12. August 2014

...ÜBER den Tod von Robin Williams

Wie ihr alle sicherlich mitbekommen habt ist Robin Williams heute gestorben. Ich weiss, 
es gibt etliche Mrs. Doubtfire Fans, aber das ist nicht "mein Robin Williams Film".

Ich erinnere mich zurück an meine Kindheit und an einen Film in dem ein Schauspieler war der so eine tolle Stimme hatte (natürlich war es nur eine Synchronstimme, aber das konnte ich als junger Stöpsel ja nicht wissen) und einen tollen, einmaligen Ausdruck im Gesicht. Für mich hieß dieser Film "Peter Pan", mein Papa korrigierte mich ständig das dieser Film "Hook" hieße. Das war mir aber egal, Peter Pan war mein Film, mit dem tollsten Peter -Pan-Schauspieler der Welt und ich schaute den Film so oft. Natürlich litt ich jedesmal mit und war mit ganzem Herzen dabei.

Manchmal ziehen dunkle Wolken am Himmel auf....
Immer wenn mein Papa danach einen Film mit Robin Williams sah, fragte ich ihn ob das nicht Peter Pan wäre. Ich weiß nicht wie oft mein Vater mir erklärte, dass "Peter Pan" nur eine Rolle ist und dieser Mann gerne mal andere Rollen spielt. Konnte ich überhaupt nicht verstehen, denn für mich war dieser Mann so was von Peter Pan, dass ich bestimmt dachte das er im echten Leben auch durch die Gegend flog.

Er war immer so witzig, so charakterstark und vorallem strahlte er soviel Freude aus. Doch wie ich heute lesen musste war er ein innerlich gebrochener Mann. Sobald der Vorhang fiel, bestimmten wohl Depressionen und auch der Alkohol sein Leben und das obwohl "er nichts auszustehen hatte". Jeder mochte ihn, er hatte bestimmt mehr als genug Geld und an Erfolg kann es auch nicht gemangelt haben.


Doch wie das Leben so spielt sind Geld, Erfolg, viel Aufmerksamkeit und tolle Rollenangebote eben nicht der Schlüssel zur inneren Ruhe und des Glückes. Der Schlüssel dazu ist das man sich selbst liebt, man mit sich im reinen ist und eine gute Base um sich herum befindet. Findet einer dieser Prozesse nicht statt, kommt man aus dem Gleichgewicht. Die einen finden schneller auf die Beine, die anderen laufen ewig auf einem Bein und andere schaffen es einfach nicht und laufen ihr Leben lang schief. An manchen Tagen vielleicht schiefer, an anderen Tagen so das es fast keiner merkt.

Das ist ein Problem. Ein großes Problem in unsere heutigen Gesellschaft. Herr Williams ging wohl immer recht offen mit seiner Krankheit und auch der Sucht um, aber es gibt genügend Menschen in unserer Gesellschaft die an den gleichen Problemen leiden und nicht offen damit umgehen, weil es ein absolutes Tabuthema ist und auf Unverständnis trifft. Es ist nicht in Ordnung wenn jemand sagt, dass er depressiv ist, weil er ja hier steht, sich mit einem unterhält und nicht "krank" aussieht.

Es ist etwas was ein nicht kranker Mensch nicht versteht und das unverständis ist so riesig, dass sich eine kranke Person wahrscheinlich gar nicht traut zu sagen, dass sie depressiv ist.
Stattdessen sagt diese Person wahrscheinlich auf die Frage wie es ihr ginge: "GUT"! und lächelt dabei. Das dort vielleicht ein absolutes Chaos im Kopf herrscht kann man ja nicht sehen oder spüren. Was wir nicht sehen ist nicht relevant in der heutigen Zeit. Man hat zu funktionieren, lächeln und alles hat super zu sein. Fertig!

Das so eine Frohnatur wie Robin Williams sich mal das Leben nehmen könnte, ist unvorstellbar oder? Es zeigt aber auch wie oberflächlich unsere Welt ist. Das wir eben nicht alles sehen, sehen können oder sehen wollen. Es muss hart sein sich zu rechtfertigen, sich ständig mit den inneren Dämonen auseinander zu setzen und sich wahrscheinlich ständig anhören zu müssen "das es wieder wird" oder "das man sich mal zusammennehmen soll". Den Freitod zuwählen zeigt wie sehr ein Mensch an sich, an seinem Leben und um das was um ihn herumgeschieht zweifelt. Es muss schlimm sein morgens aufzuwachen und gleich den Gedanken zu haben, dass der Tag sowieso scheiße ist und man erstmal eine Flasche Wodka braucht. Das muss doch wirklich anstrengend und unfassbar belastend sein. Das man dann den Lebenswillen verliert ist eine so traurige und tragische Konsequenz.

Vielleicht sollten wir schauen, dass wir ein wenig mehr hinter der Fassade der Menschen schauen. Oft merkt man Depressionen oder auch Süchte erst wenn der Betroffene schon nicht mehr gerade läuft, sondern so eingeknickt ist, dass er schon kriecht. Da ist es oft schon zu spät, obwohl zu spät ist es eigentlich nie, aber mit ein wenig Aufmerksamkeit ist ein humpelndes Bein schneller mal zu sehen, auch wenn der Betroffene es gerne verstecken möchte.

Herr Williams ich wünsche ihnen alles Gute da Oben. Ich hoffe sie haben nun ihren inneren Frieden gefunden.

Ich danke für´s lesen,

eure Steffi



Donnerstag, 7. August 2014

...ÜBER meinen Mathelehrer


Ich bin mittlerweile 28 Jahre alt und schon seit Jahren aus der Schule raus. Wie es heute in den Schulen wirklich abläuft kann ich euch leider nicht mehr beschreiben, aber das was ich bei Nachbarn höre und sehe lässt mich aufatmen das ganze hinter mir zu haben. Eine Tochter, einer Kollegin muss fast jeden Tag bis 16.30 Uhr in der Schule bleiben. Sie macht gerade ihr ABI und steht wohl richtig unter Spannung. Ist das heutzutage wirklich normal? Die jüngeren in meiner Familie gehen noch nicht in so hohe Klassen, haben aber auch schon immer gut was zu tun in und vor allem nach der Schule?

So sah meine Mutter wohl aus, als es Zeugnisse
gab!
In der Schule, war ich die ersten neun Jahre (fast) immer ein Held. Ich gehörte immer zu dem oberen Notendurchschnitt, war beliebt bei meinen Lehrern, übernahm das Amt des Klassensprechers, trug das Klassenbuch und ließ meine Mitschüler auch mal abschreiben. Ich hatte immer meine Hausaufgaben und kam wirklich selten mit wirklich schlechten Noten nach Hause.

Ich hatte nur ein Problemfach- Mathe. Schon immer hasste ich dieses Fach und brachte meine Mutter damit zur Weißglut. In der dritten Klasse war sie einmal kurz davor mich zu erschlagen, weil ich das damalige "Schwanzrechnen" einfach nicht kapierte. Ich meine das wirklich ernst, sie hat das Mathebuch so knapp an meinem Kopf vorbei geworfen, dass ich danach den Rechenweg irgendwie verstanden habe. Ich kapierte soviel in Mathe nicht, es würde den Rahmen  sprengen. In der OS (Orientierungsstufe) wurde das ganze leicht besser, weil ich eine geduldige Lehrerin hatte, die immer gut erklärte. Danach ging ich auf die Realschule (ich hatte eine Gymempfehlung, wollte mich aber nicht so stressen und leide wirklich unter panischer Prüfungsangst) und bekam einen neuen Mathe Lehrer, Herrn Bruch. Herr Bruch war so eine Schlaftablette, konnte Null erklären, war aber vom Charakter so nett, dass ich trotzdem irgendwie selten Schiechter als eine Note vier nach Hause brachte. Er sah wahrscheinlich, dass ich mich bemühte und machte das ganze mündlich irgendwie gut.

Dann kam Herr Dezimal, da Herr Bruch eine eigene Klasse übernahm. Ich freute mich so sehr auf einen jungen, neuen Lehrer. Ja und da begann die Mathe Misere ein ganz neues Ausmaß zu nehmen.
Herr Dezimal und ich konnten uns nämlich überhaupt nicht leiden. Nicht mal einen Millimeter. Dieser Penner ( entschuldigt bitte, aber ich kann ihn einfach nicht mehr schön reden), hatte mich so dermaßen aufs Korn genommen, dass ich schon vor jeder Mathestunde überlegte, wie ich ihn am besten umbringen würde. Keine Angst Herr Dezimal lebt noch. Unser gegenseitiger Hass, war sogar so schlimm, dass ich bei Klassenarbeiten keinen A oder B Zettel bekam, sondern einen C Zettel. Nur ich bekam diesen! Ich weiß nicht wie oft ich mich beim Schulleiter, bei der Klassenlehrerin und bei sonst wem ausgelassen hatte, aber ich wurde diesen blöden Idioten einfach nicht los. Boooah, noch heute bekomme ich so einen Föhn wenn ich nur an ihn denke.

Also kam es soweit, dass ich in Mathe auf einer fünf stand. All die Jahre hatte ich mich irgendwie durch dieses bescheuerte Fach gerettet ( wer zur Hölle braucht im echten Leben Geometrie, Dezimalrechnung, bescheuerte Textaufgaben und all diesen anderen Schrott? ) und dann kam Herr- ober-schlau- Dezimal und versaute mir echt mein Leben. Nun kommen wir nämlich zu meinem Problem.

Ich war in allen Fächern oberer Durchschnitt, aber für mich war immer klar, dass ich die ganze Nummer mit Herrn Dezimal noch irgendwie hinbekomme. Das Ruder musste umgerissen werden.
Also versuchte ich meinen Hintern zusammenzukneifen und mich anzustrengen. Umso mehr ich mich anstrengte, umso verfahrener wurde die Situation.

Ich blöde Kuh glaubte immer noch "an das Wunder von Mathe" und ich wollte so unfassbar gerne zur weiterführenden Schule gehen. Zu meiner Zeit war das nämlich noch nicht selbstverständlich ein Abitur zu machen. Damals war das noch ein bisschen was besonderes. Also machte ich eines meiner größten Fehler in meinem Leben, ich dachte an das Schicksal, an die Gutmütigeit im Menschen und an eine vier in Mathe.

Dieser verdammte Lehrer, hatte mir bei den Zeugniszensurenbesprechung gesagt:" Ich kann dir keine vier geben, dass wäre nicht gerechtfertigt". Meine beste Freundin diskutierte Ewigkeiten mit ihm und er versprach uns das ich eine 4 mit hundert Minus Strichen bekam, wenn ich mich die nächsten zwei Wochen noch mehr mündlich beteiligte. Anika (meine beste Freundin) und mir fiel ein Stein vom Herzen, denn wir wollten gemeinsam weiter zur Schule gehen.

So kam es also , dass ich mich zwei Wochenlang echt bemühte mündliche Leistung zu bringen. Anika flüsterte mir mal eine Lösung ins Ohr, manchmal wusste ich was und so wog ich mich in sicheren Tüchern. Ich schrieb sogar eine gute Abschlussarbeit, mit Hilfe meines ganzen Tisches an dem ich saß =).

Am Abschlusstag wurde dann mein Name in der Aula aufgerufen. Freudestrahlend holte ich mein Zeugnis ab, mir wurde gratuliert und ich bekam eine Rose. Meine Mutter riss mir mein Zeugnis aus der Hand und überprüfte meine Noten. Leute ehrlich , ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, dass da irgendwas schlechter als vier steht. Meine Mutter wurde blass um die Nase und schrie: "Du hast eine FÜNF im Abschlusszeugnis".

Ich dachte sie verarscht mich, aber so war es nicht. Ich hatte tatsächlich eine fünf, dreimal dürft ihr raten in welchem Fach? In diesem Moment machte mein Leben eine Kurve und zerbrach in tausend Teile. Zu diesem Zeitpunkt war unser Jahrgang nämlich der erste in Bremen, der keine fünf in irgendeinem Hauptfach haben durfte um zu einer weiterführeden Schule gehen zu dürfen.

Ich ging natürlich sofort zu Herrn Dezimal und fragte ihn ob er sich nicht verschrieben hätte. Er lachte mich nur aus und meinte, "Nö, dich lasse ich doch nicht weiter zur Schule gehen".

Ohne Worte -.-.
Für mich war das Schulende echt gelaufen, ich hatte keinen Schulplatz (ich habe wirklich alles probiert, sogar meine Klassenlehrerin ist nochmal zu Herrn Dezimal gegangen mit samt Physiklehrerin und meinte ob das wirklich sein muss und wollte ihn wirklich überzeugen, aber auch sie hatten keine Chance), keinen Ausbildungspatz und vorallem keinen Plan wie es nun weiter geht. Ein schlimmes Gefühl. Ich möchte nichts geschenkt haben, aber er hat mich einfach das ganze Schuljahr nicht so behandelt wie die anderen Schüler und wenn ich es nicht geschafft hätte mit dem ABI, dann wäre es mein und nicht sein Problem gewesen. Hätte ich nur fünfen und vieren im Zeugnis gehabt, dann wäre es ja auch in Ordnung gewesen. Das war aber nicht der Fall. Ich hatte in Physik sogar eine drei und da muss man Beispielsweise auch rechnen und das klappte echt gut in diesem Fach.

Ich habe so viele Lehrer in meinem Leben gesehen, die Schüler schlecht bewertet haben, weil sie sie einfach nicht leiden konnten. Es ist so furchtbar schwer Sympathie nicht in eine Note/ Bewertung einfließen zu lassen. Man merkt es doch schon im echten Leben, dass man jemanden einfach anders behandelt wenn er einem einfach nicht sympathisch ist. Dies ist ja auch kein Verbrechen. Aber Lehrer haben neutral zu bleiben. Das was ich euch hier berichtet habe, ist ja nur ein Bruchteil von dem was ich mit Herrn Dezimal erlebt habe.

Von den (meist älteren) Lehrern die meine ausländischen Mitschüler ständig gedisst haben, nur weil sie einen Migrationhintergrund haben, will ich gar nicht erst anfangen! Schlimm einfach nur schlimm.

Vor allem weil man sich als Schüler kaum wehren kann. Die Lehrer interessiert das doch kaum, wie es uns dabei geht. Ich meine an dieser Stelle nicht alle Lehrer, dass möchte ich nochmal ganz klar unterstreichen.

Was mich noch mehr ärgert, dass einfach die neun Jahre die ich gut durch die Schule gekommen bin vergessen werden. Ich meine ganz ehrlich, warum soll ich mich die ganze Realschulzeit anstrengen, wenn doch im Endeffekt nur das letzte halbe Jahr für meinen Abschluss und mein weiteres Leben eine Rolle spielt. Da ist doch ein Fehler in dem System oder findet ihr nicht auch ?

Ich für meinen Teil bin froh nicht mehr zur Schule gehen zu müssen und könnte euch noch etliche Story´s aus meinem Schulalltag von damals erzählen =).

Ich danke für´s lesen und wünsche euch einen Lehrerfreien Tag ,


eure Steffi =)








Montag, 28. Juli 2014

...ÜBER nicht mehr gewollte Tiere

Da ich mich relativ früh dafür entschieden habe Fussel einigermaßen hochwertig zu ernähren, blieb mir nichts anderes übrig als mindestens einmal im Monat in die Zoohandlung zu fahren um ihren Raubtiervorrat aufzustocken, da das Supermarktfutter einfach nur Schrott ist.

Auch Fussel findet Menschen doof, die sich keine Gedanken
machen! Sie selbst sollte erschlagen werden, weil keine
Verwendung für sie gesehen worden ist. 
Im Eingang des "Zoomarktes" hängt ein großes "schwarzes Brett", wo leider oft Vermisstenanzeigen von Katzen hängen, aber auch öfters mal ein Tier aus einem Kitten- oder Hundewurf angeboten werden. Neulich musste ich mal wieder etwas für Fussel besorgen und ging also wieder ins Tierparadies und lief wieder an besagter Wand vorbei. Ins Auge stach mir folgender Zettel:

KLEINER BOARDER COLLIE ABZUGEBEN
NACH 10 JAHREN GEBE ICH MEINEN BOARDER COLLIE, AB DA WIR FAMILIENZUWACHS ERWARTEN!
HABE DEN HUND VERSUCHT BEIM ZÜCHTER WIEDER UNTERZUBRINGEN, ABER DA KOMMT ER MIT DEM RUDEL NICHT KLAR.
TELEFONNUMMER: 00000000000000

Ich bekomme den Text leider nicht mehr 100% zusammen. Aber so in etwa stand es da an dem Brett.

Ich schüttelte den Kopf und eine Verkäuferin kam mir entgegen. "Schlimm oder" , fragte sie mich. Ich musste einfach nochmal zurück gehen und schauen ob ich mich nicht verlesen hatte. Da wollte jemand tatsächlich seinen Hund, den er 10 Jahre bei sich hatte weggeben, weil er ein Kind bekam? Natürlich kann es immer mal wieder Umstände geben, dass eine Schwangerschaft so nicht verläuft wie es sein sollte. Aber irgendwas an dem Zettel und auch an der Reaktion der Verkäuferin( bei unserem Zooladen muss man kurz bescheid sagen, wenn man was aufhängt) , sagte mir das dies nicht der Fall war. Auch wenn es bei diesem Fall einen triftigen Grund geben könnte, warum man den Hund wegen Nachwuchs weggeben müsste, gibt es leider immer noch genug Menschen die dies unbedacht und ohne wirklichen Grund tun!

10 Jahre ist ein gutes halbes Hundeleben ( im Idealfall), machen sich manche Menschen wirklich keine Gedanken wenn sie sich vorher ein Tier anschaffen ? Wiegen sie nicht in ihrer Lebensplanung ab, dass sie noch einen Hund haben, der mit großer Wahrscheinlichkeit älter wird als zwei Jahre? Tiere sind doch kein Spielzeug, die man von A nach B schubsen kann, nur weil es einem nun nicht mehr in die Lebensplanung passt.

Mich macht das gerade wirklich sauer. Ich verstehe so etwas einfach nicht. Als ich Fussel "gerettet" habe, war mir sofort klar, dass sie mit höchster Wahrscheinlichkeit irgendwann mit meinen Kindern auskommen muss bzw. das wir beides unter einen Hut kriegen müssen. Das habe ich mir vor dem Anschaffen überlegt, ich bin nämlich so langsam in dem Alter wo man über das Kinder kriegen nachdenkt ( nur nachdenken ). Doch warum mache ich mir nur so einen Kopf und andere Menschen nicht, wenn sie sich ein Tier anschaffen? Warum sind unsere Tierheime alle bis zum Anschlag voll?

Der Hund war 10 Jahre bei seinem Herrchen und soll sich nun an ein neues zu Hause gewöhnen, ich kann es einfach nicht verstehen das man dies einem Tier antut. Natürlich wird es stressig sein ein Kind und einen intelligenten Hund zu haben, aber es gibt doch immer eine Lösung ,wenn man es wirklich möchte. Auch finde ich es so toll, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen, ich hätte so gerne einen Hund oder eine Katze als junger Stöpsel gehabt. Meine Eltern meinten aber immer, dass wir dazu zu wenig Zeit hätten. Das muss ich heute sehr Loben, sie hätten mir auch einfach eine Katze kaufen können und diese nicht richtig pflegen können, weil die Zeit fehlte. Dies hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass man das Tier weggeben hätte. Von so etwas hielten meine Eltern zum Glück nichts, frei nach dem Motto ganz oder gar nicht.

Ich habe eine Katzenhaarallergie, leider erst bemerkt, nachdem meine Mutter mit unserer ersten Katze ankam. Ich war 19 Jahre alt und habe Mino sehr gerne gehabt. Doch jedesmal wenn ich sie auf den Arm nahm, schwoll mein Gesicht und vor allem meine Augen auf das 10fache an. Wir hätten die Katze auch einfach wieder weggeben können, doch das kam für mich nun nicht mehr in Frage. Wir waren doch nun ihre Familie, ich gebe meine Mutter doch auch nicht einfach so weg! Also kaufte ich mir Allergietabletten und nahm an schlimmen Tagen ein ganz kleinen bisschen Abstand zu Mino. Nach einiger Zeit wurde meine Allergie immer weniger und ich wurde Immun auf die Haare bzw. den Speichel der Katze. Gleiches konnte ich im übrigen bei Kasi und auch Fussel beobachten.

Es ist zu einfach geworden an ein Tier zu kommen und es ist noch einfacher geworden dieses wieder loszuwerden. Bei uns beginnen bald die Sommerferien und mir tun jetzt schon die ganzen Hunde leid die einfach an der nächsten Autobahnrastätte ausgesetzt werden, nur weil die Besitzer lieber einen schönen Urlaub verbringen möchten. Ob solche Menschen wohl auch Gewissensbisse haben und sie nur mal eine Sekunde nachdenken wie es ihrem Hund geht, wenn sie ihn anleinen und einfach ohne ihn davon fahren? Oder wenn ihre unkastrierte Katze schwanger nach Hause kommt und sie die kleinen Kitten, einfach in einen Sack werfen und diesen in einem Fluss versenken?

Ich habe für solche Leute kein Verständnis und bitte jeden sich 81634623462384836476 mal zu überlegen, ob er mit einem Tier alt werden möchte. Ob er dazubereit ist mehr Arbeit auf sich zu nehmen, auch wenn mal ein Kind in Sicht ist. Auch mal wegzustecken, wenn man doch keinen findet der die Katze im Urlaub füttert oder man nun doch nicht weiß wohin mit dem Hund. Auch sollte man sich im klaren sein, dass Tiere eine ordentliche Stange Geld kosten können. Man kann sie nicht tagelang krank in der Ecke liegen lassen und denken: "Man, ich will nicht zum Tierarzt, dass kostet mich einen halben Urlaub" . Tiere haben auch Gefühle, für sie muss es grausam sein so von ihren Besitzern behandelt zu werden!

Ich wünsche euch noch einen nachdenklichen Tag,

eure Steffi